• Quelle: BILD
  • Kommentatorin: Ba Baozhou
  • Sprachniveau: B1

Pakete stapeln sich: Durch den Online-Handel hat sich die Versand-Flut in den vergangenen Jahren drastisch gesteigert.

Fast jeder kennt’s: Man ist zu Hause, der Postbote klingelt und drückt einem Pakete für die halbe Nachbarschaft in die Hand. Dann stapeln sich die Sendungen tagelang im Flur, man ist genervt und fragt sich: Bin ich hier eigentlich die Post?

*Nachbarschaft 邻里,邻居(总称)

In einigen deutschen Großstädten kann man ab sofort dafür entschädigt werden. Hermes zahlt speziellen Paket-Annehmern für jedes zugestellte Paket 30 Cent! Und zwar auch für solche, die per DHL oder von anderen Firmen gebracht werden.

BILD erklärt, was hinter der Idee steckt – und wo die Haken sind.

„PaketFuxx“ nennt sich das Pilotprojekt. Es wird bisher in Nürnberg, Berlin, Leipzig und Dresden angeboten.

► Das Prinzip: Wer bereit ist, regelmäßig Pakete für andere Anwohner anzunehmen, wird ein sogenannter „PaketFuxx“. Heißt: Man lädt sich die „PaketFuxx“-App runter und muss sich dort erst einmal registrieren.

Andere Nutzer – also die Paket-Besteller – bekommen auf einer Karte angezeigt, wo die „PaketFüxxe“ wohnen und wie sie heißen. Diese Daten müssen bei jeder Bestellung – als Adresszusatz bzw. Lieferadresse – vermerkt sein.

*vermerken≈ eine kurze Bemerkung irgendwohin schreiben ≈ notieren

Noch sind es in Berlin wenige: Hinter jeder roten Nadel steckt ein „PaketFuxx“ – inklusive seines vollen Namens

Der Paketzusteller gibt die Sendung dann beim „PaketFuxx“ ab. Der Nachbar sieht in der App, ob sein Paket bereits zugestellt wurde – und holt es ab.

*der Zusteller≈der Bote

„PaketFuxx“ kann nur werden, wer tagsüber regelmäßig zu Hause ist. Außerdem führt Hermes eigenen Angaben zufolge vorab einen „Sicherheits-Check“ der Personen durch. Aber auf BILD-Anfrage gibt ein Sprecher auch zu: „Wir verlangen kein polizeiliches Führungszeugnis.“ Man stehe „in ständigem Austausch“ mit den „PaketFüxxen“.

*vorab≈ im Voraus

Feste Öffnungszeiten – wie ein echter Paketshop – müssen die Privatpersonen aber nicht haben.

► Probleme des Prinzips: Jeder, der Pakete annimmt, ist mit vollem Namen und Adresse in der App zu finden! Bedeutet: Man muss private Daten offenlegen und weiß nicht, wer als nächstes klingelt ...

Auf der Website heißt es außerdem: „Falls mal eine Bestellung zurückgeht, können bezahlte Hermes-Retouren auch abgegeben werden.“

Im Klartext: Man nimmt die Pakete nicht nur an, sondern muss sich im Zweifel auch darum kümmern, dass der Hermes-Bote sie wieder mitnimmt. „PaketFüxxe“ sind also quasi ausgelagerte Poststellen in Privatwohnungen.

*auslagern:
1. (Wert-, Kunstgegenstände) zum Schutz vor möglicher Zerstörung an einen sicheren Ort bringen:
während des Krieges waren die Gemälde des Museums ausgelagert.
2. (eingelagerte Bestände) aus dem Lager herausnehmen u. zum Verkauf bringen:
Warenbestände a.
3. (eine Firma, Behörde o. Ä. od. Teile davon) an einen anderen Ort verlegen:
die Abteilung wird aus dem Konzern ausgelagert.

Wenn die Sendungen nach zehn Tagen nicht abgeholt wurden, darf der „PaketFuxx“ das Päckchen zurückschicken (funktioniert bisher nur bei Hermes-Versand).

Wie läuft das mit der Bezahlung? 30 Cent erhält ein „PaketFuxx“ pro zugestellter Sendung. Jede Sendung – egal ob von Hermes, DHL, oder einem anderen Anbieter – muss er dafür in der App speichern. Als Nachweis.

Ein Hermes-Sprecher: „Die Bezahlung erfolgt per Überweisung. Gleichzeitig haben die ,PaketFüxxe’ auch die Chance, auf die Bezahlung zu verzichten: Dann spendet Hermes dieses Geld in vollem Umfang an nachhaltige Umweltschutzprojekte.“

► Das Ziel: Neben Eigenwerbung geht es Hermes auch um die Umwelt. Die Paketboten müssen weniger herumfahren, sparen so CO2-Emissionen ein. Außerdem sei das „PaketFuxx“-Prinzip eine „professionalisierte Nachbarschaftshilfe“, erklärt das Unternehmen. Und eine „Ergänzung“ zu den vorhandenen Paketshops. Jetzt wolle man aber erst mal schauen, wie das Angebot angenommen wird.

Ach ja: Falls Sie auch schon lange Pakete für ihre Nachbarn angenommen haben und sich jetzt fragen, ob man auch rückwirkend für entgegengenommene Pakete entlohnt werden kann: Nee, leider nicht …

*rückwirkend≈von einem Zeitpunkt an gültig, der in der Vergangenheit liegt(法律等)有追溯效力的,追溯继往的
*etw. (von jemandem) entgegennehmen ≈etwas, das man (offiziell) bekommt, annehmen <einen Brief, ein Paket (vom Briefträger) entgegennehmen>
同工不同酬的表达:gleiche Tätigkeiten werden oft ungleich entlohnt/(schweiz. auch:) entlöhnt.